Riedenwein: Individualismus und Komplexität in voller Pracht

Nichts verkörpert den individuellen Charakter und die Besonderheiten einer Ried so sehr wie Riedenweine. Sie sind an der obersten Spitze der DAC-Pyramide zu finden und werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Was genau einen Riedenwein ausmacht und wie unsere Riedenweine sich präsentieren, erklären wir in diesem Beitrag.

Riedenweine sind eine Kunst für sich – sie stehen nicht nur für die Besonderheiten einer einzelnen Ried, sondern sind zugleich auch immer der Ausdruck des Könnens und der Philosophie eines Winzers. Sie nehmen die oberste Stufe der steirischen DAC-Pyramide ein und dürfen ausschließlich trocken ausgebaute Weine aus den neun zugelassenen Traubensorten innerhalb des DAC-Systems sein. Laut Regelung darf ein Riedenwein frühestens am 1. Mai des darauffolgenden Jahres in den Verkauf gehen, doch wie viele andere Winzer geben auch wir unseren Riedenweinen länger Zeit, um ihren eigenständigen Charakter zu entwickeln und zur Bestform zu gelangen – mehr dazu später.

Riedenweine sind üblicherweise gehaltvoll, ausdrucksstark und kräftig im Geschmack – auch der Alkoholgehalt ist meist etwas höher und sie verfügen über ein langes Lagerpotenzial. Wer nach einem besonderen Wein für einen besonderen Anlass sucht, der wird mit einem Riedenwein höchstwahrscheinlich sehr glücklich.

Unser Zugang zum Riedenwein

Wir vinifizieren Riedenwein mit Traubenmaterial aus allen vier Rieden, die wir besitzen: die Ried Sulztaler Zoppelberg, die Ried Sulztaler Sulz, die Ried Leutschacher Oberglanzberg und die Ried Oberewitsch. Jede unserer Lagen hat ihre ganz eigenen Besonderheiten, die am Ende zum eigenständigen Charakter eines jeden Riedenweins beitragen: Höhe, Steilheit, die Einstrahlung der Sonne, die Bodenzusammensetzung, die Ausrichtung und natürlich auch das Wetter sind Faktoren, die Einfluss darauf haben. Und jeder Winzer hat eine andere Herangehensweise und eine ganz persönliche Vorstellung davon, wie man Riedenwein macht und wie er sein sollte. Im Falle von Franz Regele sieht die persönliche Methode wie folgt aus: „Ich gehe Riedenweine sehr entspannt an. Die Zeit und natürliche Prozesse übernehmen die Arbeit.“ Nach der Ernte, dem Rebeln und dem Pressen lassen wir den Wein spontan vergären. Unter dem Begriff „Spontangärung“ versteht man einen Prozess, der von Natur aus selbst eintritt, bedingt durch die Hefen und Mikroorganismen, die der Most mitbringt.

Übrigens ist der Vorgang der Spontangärung durchaus auch mit Risiken verbunden, da unerwünschte Gärungsnebenprodukte entstehen können – doch für uns überwiegen daran eindeutig die Vorteile, die für vielschichtige und komplexe Weine sorgen. „Nach der Spontangärung fügen wir Hefe hinzu und senken den Restzuckergehalt auf 0 %. Somit sind unsere Riedenweine alle sehr trocken“, so Franz.

Eine wichtige Rolle kommt auch der malolaktischen Gärung zu – diese ist auch unter dem Begriff „Biologischer Säureabbau“ bekannt. Dabei handelt es sich um eine chemische Reaktion, bei der während oder nach der alkoholischen Gärung die im entstehenden Wein enthaltene Apfelsäure in die mildere Milchsäure umgewandelt wird. Im fertigen Wein ist die Milchsäure zum Beispiel für das cremige Gefühl am Gaumen verantwortlich. „Ganz wichtig bei diesem Prozess ist die Geduld, denn bis der biologische Säureabbau abgeschlossen ist, kann oft ein halbes Jahr vergehen“, weiß Franz. Ist die malolaktische Gärung abgeschlossen, kann der Wein zum Reifen in Holzfässer oder Stahltanks gefüllt werden. „Wir setzen bei allen unseren Riedenweinen auf gebrauchte Holzfässer – die einzige Ausnahme sind Riedenweine vom Ried Sulztaler Sulz, da verwenden wir hauptsächlich Stahltanks.“ Die Weine lagern dann bis zur nächsten Ernte auf der Vollhefe im Holzfass. „Wenn der Herbst dann anbricht, füllen wir die Weine zum Nachreifen in einen Stahltank. Dort bleiben sie dann ein weiteres Jahr, manchmal auch länger“, erklärt Franz.

Und wie weiß man dann, wann ein Wein „fertig“ ist? „Man kostet immer wieder. Ich achte zum Beispiel darauf, dass die Holzaromen nicht so sehr im Vordergrund stehen und dass die Gerbstoffe fein sind.“ Und erst, wenn Franz Regele vollkommen zufrieden ist, wird abgefüllt. Die Riedenweine haben ein gutes Lagerpotenzial, sodass sie auch nach dem Kauf durchaus noch einige Jahre im Keller gelagert werden können. Unser Sortiment an Riedenweinen ist durchaus vielfältig, aber der persönliche Favorit von Franz Regele ist der Weißburgunder unfiltriert 2020 aus der Ried Sulztaler Sulz, den man am besten mit einer Trinktemperatur zwischen 13 – 15 Grad Celsius genießt und der sich auch als Speisebegleiter sehr gut macht.