Trocken, halbtrocken, lieblich, süß. Was ist der Unterschied?
Man findet sie auf jedem Weinetikett: Bezeichnungen wie trocken, halbtrocken, lieblich und süß. Doch was bedeutet das eigentlich? Als „ungeübter“ Weinkonsument kann man sich darunter oft nicht viel vorstellen – wir erklären, was es mit diesen Geschmacksangaben auf sich hat und helfen so hoffentlich dabei, den nächsten Weineinkauf zu erleichtern.
Der entscheidende Faktor, der bestimmt, ob ein Wein nun trocken, halbtrocken, lieblich oder süß ist, ist der Zucker. Auch die im Wein enthaltene Säure spielt dabei eine Rolle, doch dazu später mehr. Zurück zum Zucker: Es ist natürlich kein klassischer weißer Zucker, den man einfach in den Wein rührt, um ihn süßer zu machen – der im Wein enthaltene Zucker entsteht auf natürliche Art und Weise. Denn während die Trauben wachsen und reif werden, lassen natürliche Prozesse Fruchtzucker und Traubenzucker entstehen. Parallel dazu bilden sich auch Säuren wie Wein- und Apfelsäure aus. Generell werden Zucker- und Säuregehalt stark von der Temperatur beeinflusst, sodass höhere Temperaturen die Reife der Trauben beschleunigen. Für uns Winzer ist der Zuckergehalt einer der wichtigsten „Reifeparameter“. Anhand dessen entscheiden wir nämlich, ob die Trauben bereit zur Lese sind oder ob sie noch weiter reifen und mehr Aromastoffe ausbilden dürfen.
Der Restzuckergehalt entscheidet
Wenn die Weinlese abgeschlossen ist, werden die Trauben vergoren. Kleine Hefebakterien übernehmen dabei die Arbeit und wandeln den Zucker in Alkohol um. Je nachdem, ob ein Wein nun eher süß oder eher trocken werden sollte, kann der Gärprozess auch gestoppt werden – je länger der Wein gärt, desto trockener wird er. Doch egal ob trocken, halbtrocken, lieblich oder süß: Ein wenig Zucker bleibt im Wein immer zurück. Das Österreichische Weingesetz regelt, wie viel Restzucker im Wein enthalten sein darf und ab wann ein Wein trocken, halbtrocken, lieblich oder süß ist.
Grundsätzlich gilt aber: Umso weniger Zucker ein Wein enthält, desto trockener ist er auch.
Anschauliche Beispiele für trockene Weine sind zum Beispiel die steirischen DAC Orts- und Gebietsweine, die per Definition des steirischen DAC-Herkunftssystems nicht mehr als 4 Gramm Restzucker pro Liter Wein enthalten dürfen.
Hier ein Überblick über die Bezeichnungen:
Trockene Weine:
Der Restzuckergehalt von trockenen Weinen darf bis zu 4 Gramm Zucker pro Liter Wein betragen. Ebenfalls gestattet ist die Bezeichnung „trocken“ bei Weinen mit bis zu maximal 9 Gramm Restzucker, sofern ihr Gesamtsäuregehalt dabei aber höchstens 2 Gramm niedriger ist als der Restzuckergehalt.
Zum Beispiel: Sauvignon Blanc Südsteiermark DAC 2022, Chardonnay aus der Region Ehrenhausen Südsteiermark DAC 2021
Halbtrockene Weine:
Halbtrockene Weine dürfen maximal 18 Gramm Restzucker pro Liter enthalten. Dabei darf der Restzucker den Säuregehalt aber um nicht mehr als 10 Gramm übersteigen.
Zum Beispiel: Riesling Wein aus der Region 2022
Liebliche Weine:
Liebliche Weine dürfen einen Restzuckergehalt von bis zu 45 Gramm Zucker pro Liter Wein aufweisen.
Zum Beispiel: Traminer Ried Sulztaler Zoppelberg Spätlese 2015
Süße Weine:
Alle Weine, deren Restzuckergehalt bei über 45 Gramm Zucker pro Liter Wein liegt, werden als süße Weine bezeichnet.
Zum Beispiel: Chardonnay Trockenbeerenauslese Südsteiermark 2017, Welschriesling Trockenbeerenauslese Südsteiermark 2017.
Der Restzuckergehalt muss bei allen österreichischen Weinen verpflichtend am Etikett angegeben werden – das passiert eben durch die Bezeichnungen trocken, halbtrocken, lieblich und süß.
Die Säure macht den Unterschied
Der Geschmack von Wein ist aber von weit mehr als nur einer Komponente abhängig: Es ist ein harmonisches Zusammenspiel von Zucker, Alkoholgehalt und Säure, das am Ende über den Geschmack entscheidet. Besonders auf die im Wein enthaltene Säure möchten wir noch kurz eingehen, denn für die harmonische Ausbildung von Säure im Wein ist nicht nur der Säuregehalt, sondern auch dessen Zusammensetzung wichtig. Während sich der Weinsäuregehalt im Laufe des Reifeprozesses kaum verändert, nimmt der Anteil der Apfelsäure in den Trauben ab. Das wiederum führt uns zum Wetter eines Jahrgangs. In kühlen Jahrgängen ist der Anteil der Apfelsäure in Trauben größer als in wärmeren Jahrgängen, in denen der Weinsäureanteil überwiegt. Und je nachdem, welche Säure wie stark ausgeprägt ist, entstehen am Ende frischere, lebendigere Weine (Apfelsäure) oder reifere, weichere Weine (Weinsäure).
Doch wie bei so vielen Dingen im Leben gilt auch für den Wein: Geschmäcker sind verschieden. Subjektive Geschmackswahrnehmungen können oft nicht mit messbaren Werten verglichen werden, von daher empfehlen wir gerne: Probieren geht über Studieren. Durch das Verkosten und Probieren von verschiedenen Weinsorten entdeckt jeder „seinen“ oder „ihren“ ganz persönlichen Favoriten.