Warum knallen die Sektkorken?

Vom fachgerechten Öffnen der Sektflasche, über die Frage, wieso ein Sektkorken knallt bis zum richtigen Einschenken – unser neues Editorial geht den „Mysterien“ rund um den Sekt auf den Grund.

Fast jeder von uns, der gerne Sekt trinkt, hat sich schon einmal die Frage gestellt, wieso der Sektkorken beim Öffnen der Flasche eigentlich knallt. Was zunächst nach recht simpler Physik klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als komplexes Überschall-Phänomen.
Forscher an der TU Wien konnten übrigens Ende 2023 zum ersten Mal genau berechnen, was dabei passiert und wie das vertraute „Plopp“ entsteht. Der Kohlensäureüberdruck des Gases, das sich zwischen dem Sekt und dem Sektkorken während der Lagerung in einem Sättigungsgleichgewicht befindet, „entspannt“ sich durch das Entfernen des Sektpropfens aus der Flasche. Der Sektkorken knallt vergleichsweise recht gemächlich mit etwa 72 Stundenkilometern (20 Meter pro Sekunde) aus dem Flaschenhals.

Dabei strömt das Gas heraus und zieht mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit von bis zu 1.440 Kilometern pro Stunde am Korken vorbei. Der Gasstrahl durchbricht bei diesem Vorgang sogar die Schallmauer (1.235 km/h). Diese „Stelle“ wird auch als „Mach-Scheibe“ oder „Machscher Knoten“ bezeichnet. Das deutlich hörbare „Plopp“ ist der Verschnitt aus dem Überschallknall des Gasstrahls und dem Korkenexpansionsgeräusch.

Was ist der weiße Rauch beim Öffnen der Sektflasche?

Ein weiteres spannendes Phänomen, das beim Öffnen einer Sektflasche zu beobachten ist, ist der weiße Rauch, der entsteht. Auch hier spielt das Kohlensäuregas, das sich zwischen dem Korken und dem Sekt während der Lagerung in einem Gleichgewicht befindet, eine wichtige Rolle. Beim Öffnen der Flasche expandiert das Kohlesäuregas nämlich schlagartig und während dieser Expansion sinkt die Temperatur des Gases rasant. Punktuell können dabei Temperaturen von bis zu – 170 Grad Celsius vorkommen. Bei diesen niedrigen Temperaturen friert die gasförmige Kohlensäure schlagartig zu Trockeneiskristallen. Diese Trockeneiskristalle werden für unser Auge als weißer Rauch sichtbar und dieser strömt – weil Kohlendioxid schwerer ist als Luft – nach unten.

Wie öffnet man eine Sektflasche richtig?

Das fachgerechte Öffnen einer Sektflasche ist schon fast eine Kunst für sich – aber keine Sorge, wir erklären dir, wie’s geht. Zuerst entfernt man vorsichtig die Folie über dem Sektkorken und der Agraffe (das Drahtkörbchen oder auch Muselet). Danach dreht man das entsprechende Öhr an der Agraffe behutsam gegen den Uhrzeigersinn, während man zeitgleich mit dem Daumen der zweiten Hand den Korken mitsamt des Drahtkörbchens festhält, sodass der Korken die Flasche nicht „vorschnell“ verlassen kann. Wenn die Agraffe geöffnet ist, dreht man den Korken mit Gefühl und angemessener Kraft in nur eine Richtung. Der Druck in der Flasche sorgt dafür, dass der Korken langsam herauskommt. Kurz vor dem Knall, der bei einer fachgerechten Öffnung der Flasche eigentlich verhindert werden sollte, lässt man das Kohlensäuregas langsam ausfließen. Der Sommelier sagt dazu auch: „Der Sekt stöhnt.“

Sekt einschenken – aber richtig

Nach dem Öffnen ist vor dem Einschenken. Auch das fachkundige Einschenken macht beim Genuss von Sekt einen Unterschied. Man hält das Glas schrägt und schenkt bei der ersten Befüllung nur einen kleinen Schluck ein – die trockene Oberfläche lässt den Sekt nämlich sehr stark aufschäumen. Dabei geht die erwünschte Kohlensäure im Sekt zum Teil verloren und die Innenseite des Glases wird mit Flüssigkeit benetzt. Nachdem sich der erste Schaum gelegt hat, kann man das Glas Sekt fertig einschenken. Ganz wichtig: Niemals zu voll einschenken. Zumindest ein Drittel des Glases sollte leer bleiben, damit sich das Aroma gut entfalten und auch wahrgenommen werden kann – dafür eignen sich dünnwandige, leicht bauchige Weißweingläser mit großer Öffnung (z. B. Chardonnay-Gläser) am besten. Die ideale Temperatur, um den Sekt zu genießen, liegt übrigens zwischen 5 und 7 Grad Celsius.

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